Was bleibt?

Persönliche Erinnerungen

von Walter Fencl, Karl Glaser, Gerda Schmidt, Helga Hahn, Michaela Judy, Hanne Rest, Marianne Nentwich
(Stand 15. Februar 2004)


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(z. B. ein Hinweis auf Ihren Beruf oder auf Ihre Beziehung zum Theater bzw. zu Hilde Weinberger)
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Persönliche Erinnerungen

Sieben Statements
von Walter Fencl, Karl Glaser, Gerda Schmidt, Helga Hahn, Michaela Judy, Hanne Rest, Marianne Nentwich
(Stand 15. Februar 2004)


Im Dramatischen Studio gelang es Frau Dr. Weinberger, unsere Liebe zum Theaterspielen zu vertiefen. Es war für mich ein prägendes Erlebnis, diese starke Frau kennenlernen zu dürfen. Sie hatte durch ihre Menschenkenntnis ein hervorragendes Gespür, uns in der richtigen Rolle zu sehen und zu besetzen. Mit dem Liliom hat sie mir einen Wunschtraum erfüllt.
In Dankbarkeit

Walter Fencl, Musikant
November 2003


Bereits in sehr jungen Jahren lernte ich von der "Frau Doktor" wie wir sie alle im Dramatischen Studio nannten, dass Schauspielerei, selbst als Hobby, mit Ernsthaftigkeit betrieben werden muss, wenn eine zufriedenstellende Leistung erreicht werden soll. Dann lohnt sich auch der Einsatz. Die Qualität der Aufführungen war daher auch geeignet, dass man stolz darauf sein konnte, dieser Theatergruppe anzugehören.

Voraussetzung dafür war, dass Texte verantwortlich erarbeitet und mit der Persönlichkeit der Gestaltenden erfüllt werden mussten. Dazu gehörte auch die Ehrlichkeit des Gefühls. Falsches Pathos und Gefühlsduselei sind letztlich auf der Bühne wie im Leben unangebracht und wurden erbarmungslos geahndet. Diese Grundvoraussetzungen bestimmen auch heute noch die Vorbereitung für meine jeweilige künstlerische Tätigkeit.

Es war nicht immer leicht, die Wünsche dieser willensstarken Volksbildnerin zu vollem Einsatz zu akzeptieren. Doch heute bin ich dieser großen Regisseuse dankbar für die kompromisslosen Anforderungen. Inzwischen habe ich ebenso erkannt, dass nur derjenige, der für eine Sache brennt, auch Besonderes vollbringen kann, wie auch, dass Menschen dann erfolgreich sein können, wenn sie mit Aufgaben betraut werden, die zu ihnen passen.

Frau Professor Dr. Hilde Weinberger prägte durch ihre intensive Schulung während der Probenarbeit und in den Workshops meine Einstellung zum Leben und zur Bewältigung von Aufgaben. Nicht zuletzt fand ich in ihrer Truppe, wie auch manche andere, meine spätere Ehepartnerin.

Gründe genug, Dr. Hilde Weinberger ein ehrendes Andenken zu bewahren."

Karl Glaser, Betriebsleiter und Entertainer
November 2003


Frau Professor Weinberger hat immer die Bühne um sich gehabt, auch bei uns. Von ihrem Sitzplatz im Wohnraum unserer Station aus hatte sie immer den vollen Überblick. Und sie hat manchmal auch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Zivildienern Regie geführt, indem sie sie angewiesen hat, bestimmte Positionen einzunehmen, wie auf einer Bühne.

Gerda Schmidt, Stationsschwester, Caritas Socialis,
Betreuerin Hilde Weinbergers in deren letzten dreieinhalb Lebensjahren
November 2003


Als ich 1969 als präpubertäres Mädchen bei Dr. Weinberger die erste Rolle im Dramatischen Studio spielen durfte, konnte ich in keiner Weise auch nur im Geringsten abschätzen, wie prägend diese starke Künstlerin für mich sein würde. Durch ihre Persönlichkeit und Ausstrahlung wurde man von ihr förmlich „gefangen genommen“.

Sie verlangte während der Probenarbeit volle Konzentration und Einsatz für DIE SACHE, wie auch ich heute von meinen MitarbeiterInnen. Sie eröffnete mir den Zugang zu verschiedenen Sichtweisen von Problemen, die Bedeutung der Sprache und des Sprechens als wichtige Ausdrucksmittel, die Empfindsamkeit für das Nichtausgesprochene, sowie die Wichtigkeit der Identifikation mit seinen Aussagen.

Ruhigen Gewissens kann ich heute, viele Jahre später, sagen, SIE war eine jener starken Frauen, die für mich, meine Persönlichkeitsentwicklung und meine Liebe zum Theater von wesentlicher Bedeutung waren.
In Dankbarkeit,

Dr. Helga Hahn, Ärztin
November 2003


Sie war die einzige, von der ich jemals akzeptiert habe, "Puppilein" genannt zu werden. Alle, die je bei ihr gelernt haben, wurden mit dieser Bezeichnung belegt, und soviel ich weiß, ist keine je auf die Idee gekommen, etwas dagegen zu haben. So war es eben. Bei Hilde Weinberger lehnte man sich nicht auf, jedenfalls nicht wegen solcher Nebensächlichkeiten. Und genau das hat sie mir vermittelt: ihre strikte Unterscheidung zwischen Wichtigem (Theater) und Unwichtigem (alles übrige). Ihr konnte man abschauen, was es bewirkt, wenn ein Mensch seine Konzentration auf einen Punkt sammelt, und was es für mich zu erfahren gibt, wenn ich ihr darin folge.
Ihre Besessenheit vermochte es, den Funken überspringen zu lassen – und der funkelt immer noch, überraschend, erfreulich und an vielen Orten.

Dr. Michaela Judy, Leiterin der Volkshochschule Ottakring
November 2003


Die Erinnerung an Hilde Weinberger ist allgegenwärtig. Da meine Freundin Herta Fröhlich und ich noch im Pflichtschulalter waren, als wir Hilde Weinberger kennenlernen durften, hat sie uns in unserer Entwicklung entscheidend geformt.
Vor allem, was wir von ihr in punkto Disziplin (bei langen Proben war es oft Mitternacht, als wir "dran kamen"), Rücksichtnahme auf das Ensemble und Kompromisslosigkeit gelernt haben, hat sich sich auf unser weiteres Leben ausgewirkt.
Neun Jahre habe ich im Dramatischen Studio verbracht. Sie waren gefüllt mit Freude, Enthusiasmus, Rücksichtnahme, manchmal mit Enttäuschung und Unzulänglichkeit.
Es waren herrliche Jahre.
In Verbundenheit

Johanna (Hanne) Rest
Januar 2004


Ich weiß nicht mehr, durch wen ich zu Frau Dr. Hilde Weinberger ins Dramatische Studio gekommen bin – es ist so lange her! Es muss im Jahr 1962 gewesen sein. Auf jeden Fall besuchte ich zu dieser Zeit schon die abendliche private Schauspielschule, denn tagsüber arbeitete ich im Österreichischen Rundfunk als Sekretärin.

Doch, natürlich – es war der Franzi Hiller! Wieso ist mir das nicht gleich eingefallen?! Der Franzi ging ja in die gleiche Klasse wie ich . . . Jedenfalls sollte in der Volkshochschule Ottakring "Liebelei" von Schnitzler gespielt werden, und wahrscheinlich hat der Franzi der Frau Dr. Weinberger gesagt, er wüsste eine Christine.

An Einzelheiten der Probenarbeit und der Vorstellungen erinnere ich mich kaum. So geht es mir leider mit vielen Ereignissen in meinem Leben. Es bleiben Bilder, Stimmungen . . . Und Frau Dr. Weinberger steht vor meinem geistigen Auge so scharf gezeichnet, als wäre sie lebendig. Ich könnte ganz genau ihr Gesicht beschreiben, ihre Stimme und Körperhaltung. Sie war eine große, sehr eigenwillige Persönlichkeit, unverwechselbar, leidenschaftlich, gütig in ihrer Strenge und besessen in ihrer Liebe zum Theater. Sie war ansteckend, sie konnte anzünden, konnte kleine Feuer zum Lodern bringen. Man zollte ihr Respekt. Aber ihre Autorität entsprang ganz natürlich ihrer Kompetenz und ihrer Begeisterungsfähigkeit.

Wir haben also, alle beinahe noch Kinder, das große Stück dieses großen Dichters gespielt. Ich stand zum ersten Mal in meinem Leben auf einer Bühne, erlebte zum ersten Mal das Lampenfieber, das eigentlich kein Fieber ist, eher die Vorahnung eines Herzinfarkts!! Und das sollte später noch viel schlimmer werden. – Franzi Hiller, der Liebe, Tüchtige, war mein Fritz. Auch er sollte den Weg zum Berufstheater schaffen, allerdings setzte er später sein Können und seine Tüchtigkeit eher hinter der Bühne ein. – Die vielen Freunde und Bekannten, die unsere Vorstellung besuchten, reagierten auf unsere Darbietung mit Begeisterung und Rührung.

Es blieb bei diesem einen Stück für mich im Dramatischen Studio. Einige Jahre später, es war die Spielzeit 1968/69, durfte ich noch einmal die Christine spielen. Diesmal auf einer großen Bühne mit vielen großartigen Kollegen, im Theater in der Josefstadt. Die Enttäuschung bei all denen, die meinen ersten Versuch in der Volkshochschule miterlebt hatten, war auch groß! Alle, auch Frau Dr. Weinberger, waren sich einig, dass meine erste Christine mehr Zauber hatte, mehr Unschuld, und ich weiß nicht was noch . . .

Und aus der "Liebelei" sind mir bis heute noch zwei Freunde geblieben, der eine spielte damals meinen Vater, viel zu jung, aber das hatte auch seinen Reiz. Er und sein Freund besuchen mich nun schon seit beinahe 40 Jahren in jedem Stück, das ich spiele. Sie warten treu am Bühnentürl, haben sich ihre Theaterbegeisterung, die Frau Dr. Weinberger geweckt oder geschürt hatte, bis heute bewahrt.

Sie war eben auch eine Verführerin. Wie alle großen Theatermenschen.

Kammerschauspielerin Marianne Nentwich
Februar 2004


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